måndag 29 november 2010

Kommentar zum Interview mit Herrn Peter L. Berger

http://diepresse.com/home/kultur/literatur/613643/Am-zweitliebsten-waere-ich-ein-Muslim?from=suche.intern.portal

In einem Zeitungsinterview wies der renommierte Religionssoziologe Peter L. Berger darauf hin, dass „eine neue Gruppe von Atheisten“ die Religionen beschuldigen, dass es so viel Gewalt in der Welt gibt. Das hält er für „Unsinn“ und meint, dass die grössten Schrecklichkeiten im 20. Jahrhundert von nicht religiösen Regimen ausgelöst wurden.

Es ist sicherlich wahr, dass die Ermordung von Juden durch die Nazis hauptsächlich andere als religiöse Beweggründe hatten, wie zum Beispiel machtpolitische und rassistische, aber wie kann man wissen, dass der nazistische Hass gegen die Juden nicht auch durch religiöse Gegensätze verstärkt wurde. Schliesslich waren es ja hauptsächlich nazistische Christen oder christliche Nazisten die Angehörige eines anderen Glaubens verfolgten.

Auch der Balkankrieg der 90-iger Jahre hatte sicherlich teilweise rein machtpolitische Hintergründe, aber gewiss wurden die Gegensätze dadurch verschärft, dass die Kriegführenden Parteien unterschiedlichen Glaubensrichtungen angehörten.

Sicherlich glaubt keiner, dass die Gewalt nur von Religionen verursacht wurde, doch dass diese sehrwohl öfter dazu beitragend waren.

Im Laufe unserer Geschichte gibt es eine grosse Zahl ähnlicher und vielleicht auch noch überzeugenderer Beispiele dafür, dass religiöse Auseinandersetzungen zum Krieg beitrugen oder sogar Anlässe zum Krieg waren, die auch von grosser Graumsamkeit geprägt waren.

Es ist deshalb kein Unsinn, wie Herr Berger meint, der Auffassung zu sein, dass Religionen dazu beigetragen haben, die Gewalt in der Welt zu verschärfen und zu vermehren.

Wenn Herr Berger kein Christ mehr wäre, dann würde er wohl kaum zum Hinduismus oder Buddhismus übertreten. Nein, sagt er, dann wäre ich am liebsten ein Muslim.

Für eine tief gläubige Person wie Herrn Berger ist es wohl kaum vorstellbar, dass man auch ohne eine Religion leben kann. Aber genau so wie man zwischen verschiedenen Religionen wählen kann, kann man sich auch für eine nicht-religöse Lebensanschauung entscheiden. Diejenigen, die sich von uralten oder neuerfundenen und heute gängigen religiösen Vorstellungen immer mehr entfremdet fühlen, können beispielsweise im Humanismus eine attraktive nicht-religiöse Alternative finden.

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